Gleich zu Beginn müssen wir eine Präzisierung vornehmen:Die Erste Hilfe umfasst zwar alle Maßnahmen, mit denen einer verletzten Persongeholfen werden kann, während man auf das Eintreffen qualifizierter Rettungskräfte wartet, doch ein Ersthelfer darf niemals den Arzt ersetzen. Mediziner und Sanitäter sind speziell ausgebildet und verfügen über besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten und können unter Anwendung von besonderen Erste-Hilfe-Protokollen eingreifen.
Zudem muss eine weitere Unterscheidung zwischen Notfall und Dringlichkeit getroffen werden.
Ein Notfall liegt vor, wenn das Leben des Patienten in unmittelbarer Gefahr ist und ein sofortiges Eingreifen erforderlich ist. Bei einer Dringlichkeit handelt es sich um einen Zustand, der ohne angemessenesEingreifen kritisch werden kann.
Nachdem wir diese beiden grundlegenden Punkte geklärt haben, wollen wir uns nun ansehen, wie man sich im Falle einer Sportverletzung verhalten sollte, um der verletzten Person Erste Hilfe leisten zu können.
Generell sollte derjenige, der ERSTHELFER oder SPORTSANITÄTER ist, in der Lage sein, folgendes zu tun:
- die Notfallsituationen der verletzte Person beurteilen (Herz-Kreislauf- und/oder Atemstillstand, Schädeltrauma, Schockzustand)
- den Basic Life Support (BLS), also lebensrettende Sofortmaßnahmen der Ersten Hilfe anwenden, die in Notfallsituationen und insbesondere bei Atem- und/oder Herzstillstand durchzuführen sind
- die verletzte Person in eine Sicherheitsposition bringen
- für eine Anti-Schock-Lagerungsorgen-und Techniken zur externen Blutstillung anwenden
- sich um die Wundversorgung kümmern
Ist auf dem Sportplatz kein Personal anwesend, das in der Lage ist, Erste Hilfe zu leisten, ist es unbedingt erforderlich, die Notrufnummer 112 des Rettungsdienstes anzurufen und keine riskanten Manöver durchzuführen (um keine irreversiblen Schäden zu verursachen), die verletzte Person zu beruhigen sowie alle Maßnahmen entschlossen anzugehen und klare Anweisungen zu geben.
Es können verschiedene Sportverletzungen auftreten. Wir betrachten hier die häufigsten, beginnend mit den schwerwiegendsten:
SCHÄDEL-HIRN-TRAUMA
Wann immer ein Spieler einen Schlag auf den Kopf erleidet, auch wenn er nicht besonders stark ist, muss man unmittelbar nach dem Trauma und nach dem Ende des Spiel auf einige Symptome achten, die auf die mögliche Schwere der Verletzung hinweisen können:
- Bewusstseinsstörung odereingeschränkte Koordination,
- räumliche und zeitliche Desorientierung,
- Amnesie in Bezug auf das Trauma,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen,
- unterschiedlich große Pupillen,
- nicht konjugierte Augenbewegungen oder Sehstörungen und
- Asymmetrie des Mundes.
Das Auftreten auch nur eines dieser Symptome erfordert einen sofortigen Transport in die Notaufnahme. Es ist auch möglich, dass Symptome nach einer Kopfverletzung erst später, sogar erst nach mehreren Stunden, auftreten: Auch in diesem Fall ist die Notfallaufnahme unerlässlich.
ABDOMINALTRAUMA
Neben den offensichtlichen Verletzungen an der Haut und eventuellen Atemproblemen besteht die Möglichkeit einer inneren Blutung, die schon nach wenigen Stunden auftreten kann: Schmerzen im Bauchraum, auch ohne Kontraktur der Bauchdecke. Es kann zu fortschreitenden Veränderungen von Puls und Blutdruck kommen: der Puls wird schneller oder schwächer.
Schwerwiegender und zum Glück seltener kann eine Perforation von Eingeweiden auftreten mit Kontraktur der Bauchdecke, was mit sehr starken Schmerzen verbunden ist: hier muss sofortdie Einweisung in ein Krankenhaus erfolgen und Schmerzmittel oder krampflösende Mittel dürfen in diesem Fall niemals verabreicht werden.
Bei einer Prellung der Nieren kommt es häufig zu mehr oder weniger rötlichem Urin: auch in diesem Fall muss der Sportler in die Notaufnahme gebracht werden.
THORAXTRAUMA
In seltenen Fällen kann es zu Rupturen der Gefäße oder Lungenproblemen mit daraus resultierenden Atembeschwerden kommen. Zusätzlich zu den Schmerzen kann die betroffene Person zyanotisch oder im Gegenteil sehr blass werden; die Venen am Hals und die Blutgefäße in den oberen Extremitäten können sich anormal füllen; es können paradoxe Bewegungen der Brustwand auftreten, die der Ausdehnung bei der Einatmung zuwiderlaufen, oder es können intensive Atemanstrengungen ohne Ausdehnung des Brustkorbs festgestellt werden.
Bei Auftreten eines dieser Anzeichen muss der Sportler dringend in eine Notaufnahme gebracht werden.
KONTUSIONEN
Hierbei handelt es sich um eine Verletzung, die keinen Riss in der Haut verursacht, sondern eine Verletzung der darunter liegenden Weichteile. Je nach Schweregrad kann eine Kryotherapieoder eine Operation durchgeführt werden.
Bei Prellungen oder Quetschungen am Fuß ist es bei starken Schmerzen, die auf eine Therapie mit Kälte nicht ansprechen, immer ratsam, den Sportler an den Spielfeldrand zu begleiten, um die Verletzung besser beurteilen zu können, vor allem, wenn das Trauma den vorderen Teil des Fußes (Zehenglieder und Mittelfußknochen) betrifft, wobei die Empfindlichkeit des Fußrückens und die Beweglichkeit der Zehen zu berücksichtigen sind.
Bei Kontusionen am Bein sollte die schmerzende Stelle auf Muskelrisse untersucht werden.
Am Knie hingegen wird nach einer Kontusion zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Streckapparates die Gliedmaße mit durchgestrecktem Knie, auch gegen Widerstand, angehoben.
Im Fall von Traumata an den seitlichen Bereichen muss ein gegenläufiges aktives Beugen des Knies mit Innen- oder Außenrotation des Schienbein durchgeführt werden.
Generell ist es bei allen Prellungen und Quetschungen wichtig, sich zu vergewissern, dass alle Bewegungen aktiv und gegen Widerstand möglich sind. Wenn alles in Ordnung zu sein scheint, wird die verletzte Person aufgefordert, den Fuß und/oder das Knie zu beugen und zu strecken und sich dann auf die Zehenspitzen zu stellen: Wenn dies alles möglich ist und nicht übermäßig schmerzt, ist es nicht notwendig, jemanden eingreifen zulassen, und dies Person kann sogar ihre sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen.
FLEISCHWUNDEN
Hierbei handelt sich um eine Verletzung der Haut und des darunterliegenden Weichgewebes, einer sogenannten Platzwunde. Sie kann oberflächlich (Abschürfung) oder tief sein. Im ersten Fall genügt es, die Oberfläche zu reinigen, zu desinfizieren und mit einer geeigneten Abdeckung zu schützen. Ist sie hingegen tief, muss die Wunde oft genäht werden. Dazu muss vor Ort die blutende Stelle sofort abgetupft und gegebenenfalls ein Venenstauband angelegt werden.
AKUTE MUSKELVERLETZUNG
Eine Läsion der Muskeln entsteht durch ein direktes Trauma oder eine abrupte Traktion, die während der Kontraktion auf den Muskel einwirkt und den Riss einer unterschiedlichen Anzahl von Muskelfasern verursacht: Je nach Anzahl der betroffenen Muskelfasern spricht man daher von einer Verstauchung, einer Zerrung, einem Muskelfaserriss oder einem Abriss, der Muskelruptur. Etwaige Muskeldepressionen sind nur bei Läsionen von gewissem Ausmaß spürbar und werden durch die Kontraktion des Muskels selbst evident. Der Schmerz wird durch aktive Kontraktionsbewegungen gegen einen Widerstand verstärkt. Die Erste-Hilfe-Maßnahmen bestehen hier aus Ruhe, Kryotherapie, die Gabe entzündungshemmender Medikamente und von Muskelrelaxantien.
AKUTE SEHNENVERLETZUNG
Hierbei handelt es sich um eine teilweise oder vollständige Ruptur des Sehnengewebes, die durch ein direktes Trauma (Tritt oder Sturz eines anderen Spielers) oder ein indirektes Trauma (gewaltsame Traktion) verursacht werden kann. Man sollte hier sofort kühlen und weitere Belastung vermeiden. Wenn die Verletzung die Achillessehne betrifft, sollte der Fuß in einer leichten Streckung gehalten werden, das heißt der Fuß sollte so bandagiert werden, dass die Zehen etwas nach unten zeigen.
DISTORTION
Eine Verstauchung tritt auf, wenn die Bewegungen der Gelenke über die physiologischen Grenzen hinaus ausgereizt werden: Es kommt zu einer Verletzung der Band- oder Kapselstrukturen, ohne dass die Verbindung zwischen den Gelenkköpfen verloren geht. Sie kann leicht sein, wenn nur einige wenige Bandfasern gerissen sind, und kann daher mit der Gabe eines Schmerzmittels und einer kurzen Ruhigstellung, einschließlich einer geeigneten Bandagierung, behandelt werden.
Bei einer mittelschweren Distorsion ist ein größerer Teil der Bandfasern gerissen, so dass es notwendig ist, das betroffene Gelenk zu schützen und in der richtigen Position zu halten. Zusätzlich ist die Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Mitteln angeraten, die entweder lokal oder allgemein angewendet werden.
Hingegen bei einer schweren Verletzung und einem totalen Bänderriss, ist eine chirurgische Behandlung erforderlich, um ein vollständiges Wiederherstellen der Funktion zu erreichen. Es ist wichtig, so weit wie möglich auf die Anzeichen einer Instabilität und/oder auf eine Überschreitung der physiologischen Grenzen bei den Gelenkbewegungen zu achten. Ist ein Strecken des Knies nicht vollständig möglich, kann dies auf eine mechanische Gelenkblockade aufgrund einer Meniskusverletzung hindeuten. In jedem Fall sollte ein Kühlmittel aufgelegt und eine Belastung vermieden werden. Um Komplikationen an den Gefäßen und Nerven zu vermeiden, die durch Hämatome und Ödeme in der Region entstehen können, sollten hier auf keinen Fall Kompressionsverbände angelegt werden.
LUXATION
Im Fall einer Ausrenkungkommt es zu einem vollständigen Trennung der Verbindung zwischen den Knochen, die ein Gelenk bilden, was eine meist offensichtliche lokale Deformität verursacht; ist der Verbindungsverlust nur teilweise, spricht man von einer Subluxation.
Am häufigsten sind das Skapulohumeral- und das Akromioklavikulargelenk betroffen, sowie die Gelenke der Finger. In jedem Fall sollte hier gekühlt und eine Belastung vermieden werden. Es ist zudem sinnvoll, die Gliedmaße in einer Schutzposition zu halten, die in der Regel bereits spontan eingenommen wird.
Im Falle einer Schulterluxation kann eine Schulterorthese zum Immobilisieren oder eine einfache Armschlinge in Dreiecksform angelegt werden. Man sollte niemals und bei keinem Gelenk versuchen, eine Luxation selbst zu reponieren: Das muss unbedingt im Krankenhaus durchgeführt werden, eventuell nachdem entsprechende Röntgenaufnahmen erfolgt sind.
FRAKTUR
Bei einer Fraktur handelt sich um eine Kontinuitätsunterbrechung des Knochengewebes: Sie kann komplett, inkomplett oder fragmentarisch, unverschoben oder verschoben, geschlossen oder offen sein.
Die klassischen Anzeichen sind Deformitäten und unnatürliche Bewegungen, oder es können deutlich sichtbare Fehlstellungen wie Stufen oder Vertiefungen auftreten, wenn Bruchstücke zusammenfallen oder an eine andere Stelle verschoben wurden.
In vielen Fällen berichtet die verletzte Person, dass sie ein „Knacken“ gehört hat. Es sollte sofort mit dem Kühlen begonnen und jede weitere Belastung vermieden werden. Die Gliedmaße sollte mit einer geeigneten Orthese ruhig gestellt werden, wenn diese zur Verfügung steht. Ansonsten versucht man, die Gliedmaße so vernünftig wie möglich zu positionieren, indem man sie an beiden Enden stützt, um ein Abwinkelnder Fragmente oder eine abnormale Rotation zu vermeiden.
Man sollte niemals versuchen, eine verschobene Fraktur selbst wieder zu richten: Das muss unbedingt im Krankenhaus durchgeführt werden, nachdem eine entsprechende Röntgenaufnahme erfolgt ist.
KRÄMPFE
Hierbei handelt es sich um eine unwillkürliche, mehr oder weniger schmerzhafte, maximale Kontraktion, die meist bei Muskelermüdung oder mangelndem Training des Muskels auftritt. Eine Behandlung besteht im Dehnen der Muskelbündel, um die Kontraktion zu stoppen: Es muss dabei Druck auf den Muskel ausgeübt werden, wobei man schrittweise versucht, ihn zu entspannen, indem man ihn allmählich dehnt und immer tiefer massiert. Von einer Kühlung sollte hier abgesehen werden.
KONTRAKTUR
Es handelt es sich um eine durch Schonhaltung erfolgte Muskelkontraktion, also Verspannungen und Verhärtungen, die durch einen Verlust der Elastizität und nicht durch das für Krämpfe typische maximale Zusammenziehen der Muskeln gekennzeichnet ist. Das Kühlen sollte auch hier vermieden werden.