Endoprothetik der Hüfte
Wenn das Hüftgelenk durch Arthrose, Frakturen oder andere pathologische Zustände irreparabel geschädigt ist und die Symptome zu Behinderungen führen, die Bewegungen erschweren und schmerzhaft machen, ist der Hüftgelenkersatz die Lösung, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Der Ersatz der beiden Gelenkflächen des Hüftgelenks – der kugelförmige Femurkopf und das Acetabulum, der konkaven Vertiefung im Becken, die ihn aufnimmt – durch künstliche Komponenten wird seit fast einem Jahrhundert erforscht und angewendet. Wie die Geschichte der Prothesen zeigt, wurden die Methoden immer weiter verfeinert und dabei immer innovativere und funktionalere Oberflächen und Materialien entwickelt, die maximale Ergebnisse bei minimalen Komplikationen ermöglichen.
Kandidaten für eine Endoprothetik der Hüfte
Die Besuche beim Orthopäden und das Durchführen von instrumentellen Untersuchungen (Röntgen und Magnetresonanztomographie) ermöglichen es, den Grad der Abnutzung des Gelenks und seine Veränderung im Laufe der Zeit zu überprüfen. Für die Kandidaten einer Hüftendoprothese gibt es keine Altersgrenze: Sie kann sowohl bei jungen Menschen mit rheumatoider Arthritis als auch bei älteren Menschen mit Osteoarthritis eingesetzt werden, auch wenn die meisten Patienten, die sich dieser Operation unterziehen, zwischen 50 und 80 Jahre alt sind.
Zu den Kriterien für die Wahl eines Hüftgelenksersatzes gehören die Symptome, also die Intensität der Schmerzen, das Vorhandensein von Schmerzen während des gesamten Tages (auch in den Ruhephasen), Schwierigkeiten beim Gehen und beim Bücken, ein Steifheitsgefühl im Gelenk sowie die Unwirksamkeit von pharmakologischen Behandlungen, von Infiltrationen und Physiotherapie.
Operations- und Prothesenarten
Es gibt verschiedene Prothesenarten in der Endoprothetik für die Hüfte, die sich in ihrem Invasivitätsgrad beim Eingriff unterscheiden:
- Endoprothesen (Hüftkopfprothesen), bei denen nur die Komponente am Femur ersetzt wird, ohne Eingriff am Acetabulum; sie stellen eine Lösung bei Frakturen am Oberschenkelhals bei älteren Menschen dar.
- Oberflächenersatzprothesen, bei denen eine halbkugelförmige Metallkappe auf die Oberfläche des Oberschenkelkopfes aufgebracht wird; dieser Fall kommt meist bei jungen, sportlichen Menschen zum Einsatz.
- Totalendoprothesen (TEP), bei denen sowohl der Femurkopf als auch die Hüftgelenkspfanne ersetzt werden.
- Darüber hinaus unterscheidet man zementierte Prothesen, die eher bei Älteren und bei Menschen mit Osteoporose eingesetzt werden, und zementfreie Prothesen, die bei jungen Menschen mit guter Knochenqualität angebracht sind.
Die Art der Prothesen-Chirurgie und die Art der verwendeten Endoprothese (einschließlich ihrer Größe und des eingesetzten Materials) werden in Abhängigkeit vom Patienten, seines Alters und Gesundheitszustands bewertet, beziehungsweise in Abhängigkeit von der Grunderkrankung und dem Zustand seiner Knochenkomponenten. Im Allgemeinen werden weniger invasive Eingriffe bevorzugt und dabei die durchschnittliche medizinische Haltbarkeit einer Endoprothese berücksichtigt; invasivere Verfahren sind den Reimplantations-Operationen vorbehalten. Das Ziel der Endoprothetik der Hüfte ist es, einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen und sicherzustellen, dass die mit den künstlichen Prothesen neu geschaffenen Oberflächen fest mit dem Knochen verbunden sind und möglichst wenig Reibung im Gelenk verursachen.
In der Regel besteht eine Total-Endoprothese für die Hüfte aus vier modularen Komponenten, die so zusammengesetzt sind, dass die Abnutzung oder der Bruch einer Komponente nicht den Austausch des gesamten Implantats erforderlich macht, außer in seltenen Fällen. Diese vier Komponenten sind
- der Hüftschaft: er wird in den Oberschenkelknochen eingesetzt und besteht aus einer Titan- oder einer Kobalt-Chrom-Legierung
- der Hüftkopf: er besteht aus Keramik und ersetzt den Femurkopf
- das Hüftpfannen-Implantat: es ersetzt die Gegenseite, also das Acetabulum und hat die Form einer Metallschale
- das Inlay: es besteht meist aus Polyethylen und wird zwischen Kopf und Hüftpfanne eingesetzt, um ein Gleiten in allen Ebenen des Raums zu ermöglichen
Phasen des operativen Eingriffs
In der ersten Phase der totalen Endoprothetik der Hüfte werden grundsätzlich wuchernde Knochen und geschädigte Knorpel entfernt. Der Metallschaft wird in den hohlen Teil des Oberschenkelknochens eingeführt und kann mit Zement oder durch Einspannen in das Implantatbett fixiert werden. Der Keramikkopf wird auf den Schaft aufgesetzt und ersetzt somit den Femurkopf. Anschließend wird der beschädigte Knorpel aus der Hüftgelenkspfanne entfernt und durch die Metallpfanne eingesetzt. Am Ende wird ein Inlay aus Polyethylen oder aus Keramik zwischen Pfanne und Kopf eingebracht.
Der operative Eingriff kann mit minimalinvasiver Technik durchgeführt werden, die gegenüber der herkömmlichen Methode mehrere Vorteile hat: Sie ermöglicht einen kleineren Einschnitt in das Gewebe als bei der traditionellen Technik, verringert Schmerzen und Blutungen und sorgt für eine schnellere Genesung des Patienten nach der Operation.
Komplikationen
Die Endoprothetik der Hüfte ist ein sicheres Verfahren, aber wie bei allen operativen Eingriffen besteht ein minimales Risiko, dass es zu postoperativen Komplikationen kommt, wie zum Beispiel:
- Wundinfektionen
- Schädigung der Nerven
- Periprothetische Infektionen (des Gewebes im Kontakt mit der Prothese)
- Längenunterschied bei den beiden Gliedmaßen
- Luxation, also der Verlust des Kontakts zwischen den Gelenkflächen, was zu einer Verlagerung des Hüftkopfes führt. In den ersten Monaten nach der Operation ist das Risiko einer Luxation am größten. Dies kann durch die Einhaltung eines physiotherapeutischen Plans und das Vermeiden von Bewegungen wie das Drehen des Beins nach innen und das Beugen des Beins um mehr als 90 Grad verhindert werden. Auch Traumata wie Stürze sollten vermieden werden.
- Mobilisierung der Prothese, da sich die Prothese im Laufe der Jahre abnutzen oder lockern kann, könnte sie ihre Stabilität verlieren und die Endoprothetik der Hüfte durch eine Revisions-Operation erneut erforderlich machen.
Erholung nach der Operation
Die rehabilitative Behandlung ist bei einer Hüftgelenkersatz-Operation von grundlegender Bedeutung. Unter optimalen Bedingungen sollte der Prozess der Rehabilitation bereits in der prä-operativen Phase begonnen werden, insbesondere bei Patienten mit Arthrose, um die verbliebenen Funktionen zu verbessern und einen gewissen Muskeltonus zu erhalten.
In der post-operativen Phase sollte die Rehabilitation so früh wie möglich begonnen werden. Sie ist wichtig, um Komplikationen (Luxationen) vorzubeugen, die physiologische Beweglichkeit wieder herzustellen, die schnelle Genesung zu unterstützen sowie die Muskeln zu stärken. Dabei handelt es sich um eine motorische „Erziehung“, um die richtigen Bewegungen und Positionen neu zu erlernen und die verbleibenden Fähigkeiten zu nutzen. In jedem Fall ist der postoperative Verlauf ein heikler Moment, bei dem genaue Regeln eingehalten werden müssen, um die Ergebnisse der Endoprothetik der Hüfte nicht zu gefährden. Falsche Bewegungen können zu einer Luxation führen.
Um die Bewegung während der Rehabilitationsphase besser unter Kontrolle zu halten, kann der Einsatz von Hüftorthesen angezeigt sein, die eine optimale Kontrolle der Flexion/Extension, der Adduktion/Abduktion sowie der Innen- und Außenrotation der Hüfte ermöglichen und das Risiko einer Luxation verringern.