Hierbei handelt es sich um eine Verletzung, die sehr schmerzhaft sein kann. Zu den Hauptsymptomen gehören Schwellungen, Ergüsse und die Unfähigkeit, bestimmte Bewegungen im betroffenen Gelenkbereich auszuführen.
Nach einem solchen Vorfall wird die Luxation relativ schnell erkannt aufgrund der ziemlich offensichtlichen Deformität der Schulter: der Oberarmkopf ragt teilweise oder sogar vollständig aus der Glenoidhöhle des Schulterblatts heraus.
Die Art der Schultergelenksluxation, die am häufigsten auftritt (in 90 % der Fälle), ist die anteriore Luxation, bei denen der Oberarmkopf aus der Schultergelenkspfanne heraustritt und sich nach vorn bewegt. Weniger häufig sind posteriore Luxationen, während und inferiore Luxationen sehr selten sind.
Die vordere Schultergelenksluxation tritt in der Regel als Folge eines akuten Traumas auf, beispielsweise nach einem Unfall oder nach einem Sturz. Nach einer solchen Verletzung muss man sehr vorsichtig sein, um weitere ähnliche Vorfälle zu verhindern, da die für die Stabilität der Schulter verantwortlichen Strukturen (Kapsel und Bänder) dazu neigen, nach und nach zu reißen und/oder sich zu verlängern, wodurch das Gelenk immer unstabiler wird.
Dabei sind für ältere Menschen Stürze besonders gefährlich. Statistische Daten deuten darauf hin, dass das Hinfallen bei Menschen im fortgeschrittenen Alter prozentual gleichmäßig auf Fälle außerhalb der Wohnung (52 %) und im eigenen Zuhause (48 %) verteilt.
Innerhalb des Zuhauses sind folgende Bereiche laut Statistik besonders gefährlich:
- die Küche (25 %)
- das Schlafzimmer (22 %)
- die Innen- und Außentreppen (20%)
- das Badezimmer (13 %).
Bei älteren Menschen muss es jedoch nicht unbedingt ein starkes Trauma sein, wie so ein Sturz auf den Arm, was eine Luxation der Schulter verursachen kann.
Der Muskel-Sehnen-Komplex der Rotatorenmanschette, der aus den Sehnen von vier Muskeln besteht, die sich wie eine „Manschette“ um den Oberarmkopf legen, sorgt dafür, dass der lange Armknochen über das Schultergelenk mit dem Schulterblatt (Scapula) verbunden ist und die ausgeprägte Beweglichkeit dieses Gelenks ermöglicht. Bei einer gesunden, jungen Schulter federt er zudem kleinere Traumata ab, doch bei älteren und allgemein bei gebrechlichen Personen ist er aufgrund der sehr dünn und schwach gewordenen Sehnen weniger widerstandsfähig, und selbst ein kleines Trauma kann eine Schulterluxation verursachen.
In einer Übersichtstabelle über die häufigsten Pathologien der Schulter bei älteren Menschen wird die Ruptur der Rotatorenmanschette nach dem Auskugeln des Gelenks als eines der häufigsten Vorkommnisse aufgeführt.
Ruptur der Rotatorenmanschette | Verletzungen der Schultersehnen, die häufig mit zunehmendem Alter und Abnutzung einhergehen. |
Frakturen des proximalen Humerus | Frakturen des Oberarmknochens, die häufig mit Stürzen und Osteoporose zusammenhängen. |
Arthrose | Degeneration des Schulterknorpels, nimmt mit dem Alter zu. |
Adhäsive Kapsulitis (Frozen Shoulder) | Schultersteife und Schmerzen in der Schulter, oft mit unbekannter Ursache. |
Sehnen- und Schleimbeutelentzündung | Eine Entzündung von Sehnen oder Schleimbeuteln, kann auf Überbeanspruchung oder éberalterung zurückzuführen sein. |
Läsionen der Nerven | Eine Schädigung der Nerven, die die Schulter versorgen, kann auf ein Trauma oder eine Erkrankung zurückzuführen sein. |
Bei fast allen Patienten, die eine traumatische Luxation der Schulter erleiden, kommt es in der Regel zu einer Läsion des anteroinferioren glenoidalen Labrums, dem wichtigsten statischen Stabilisator des Gelenks vorn. Bei Verletzung kann es sein, dass diese Sehnenplatte nicht in einer anatomischen Position oder sogar überhaupt nicht heilt.
Darüber hinaus können bei jeder Verrenkung des Schultergelenks Läsionen an den Knochen oder andere Begleitverletzungen auftreten, die das Risiko einer erneuten Luxation weiter erhöhen können.
Manches Mal werden vom Orthopäden sogar „spontane“ Schulterluxation beobachtet, also Situationen, die ohne ein unfallbedingtes Trauma auftreten oder Luxationen aufgrund eines geringfügigen Stoßes mit wenig Energie.
Dies kommt häufiger bei älteren Menschen vor, die alters- und abnutzungsbedingt sehr dünne Sehnen und eine schwächere Muskelstruktur haben; daher kann schon ein banaler Sturz mit ausgestrecktem Arm, was häufig vorkommt bei einem unsicheren Gang, die Ursache für ein schmerzhaftes Dislozieren sein.
Der Oberarmkopf wird nach vorn aus dem Glenohumeralgelenk herausgedrückt und kann bei einer abrupten Bewegung, die eben durch solch einen Sturz entsteht, die Gelenkkapsel der Schulter einreißen und einen Teil der Gelenklippe, die einen Rand aus Faserknorpeln bildet, ablösen. Bei vielen Menschen, insbesondere bei Frauen über 65 Jahren, die an Osteoporose erkrankt sind, kann gleichzeitig ein Knochenbruch auftreten, der vor jeder weiteren Maßnahme durch eine Röntgenaufnahme ausgeschlossen werden muss.
WAS SOFORT NACH EINEM TRAUMA ZU TUN IST
Im Falle eines Sturzes einer älteren Person ist es ratsam, sich sofort in eine Notaufnahme zu begeben, um alle relevanten Röntgenuntersuchungen durchführen zu lassen und zu prüfen, ob es keine anderen neurologischen oder vaskulären Komplikationen gibt.
Eine vollständige und sorgfältige körperliche Untersuchung ist unerlässlich, einschließlich der Begutachtung des betroffenen Bereichs, der Palpation und des neurovaskulären Status, um eine mögliche Beteiligung von Nerven und Blutgefäßen festzustellen. Außerdem ist es notwendig, die verletzte Schulter mit der kontralateralen Schulter zu vergleichen. Liegen keine Frakturen vor und ist die Rotatorenmanschette intakt, werden Schmerzmittel und gegebenenfalls Beruhigungsmittel verabreicht, damit der Arzt die Reposition des Gelenks durchführen und die Schulter in ihre korrekte Position zurückbringen kann. Nach der röntgenografischen Bestätigung der Reposition der Luxation wird die Gliedmaße dieser älteren Person schließlich gegen den Brustkorb gelagert. Die Ruhigstellung erfolgt für ein bis zwei Wochen (nicht länger, um Durchblutungsstörungen zu vermeiden) mithilfe einer Orthese. Zwei bis drei Wochen nach der Verletzung wird dann eine Nachuntersuchung in der orthopädischen Ambulanz angeordnet. Anschließend wird in der Regel eine konservative Behandlung gewählt, die sich aus Physiotherapie und therapeutischen Übungen zusammensetzt und darauf abzielt, die betroffenen Muskeln zu kräftigen.
HEILUNGSAUSSICHTEN
Mit Physiotherapie kann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine vollständige Genesung erreicht werden. Hauptziele sind in jedem Fall die Schmerzbehandlung, die Wiederherstellung der Beweglichkeit und die Stärkung der Muskulatur.
Von grundlegender Bedeutung ist das Anwenden von graduellen, therapeutischen Übungen, die es auch älteren Menschen ermöglichen, unter sorgfältiger und ständiger Aufsicht des Physiotherapeuten das Gelenk zu stabilisieren.
Die Übungen sind für das Kräftigen der Rotatorenmanschette und der periskapulären Muskeln unerlässlich. So kann man die Stabilität der Schulter verbessern, die Beweglichkeit der oberen Gliedmaße wiederherstellen und den vollen Bewegungsumfang der Schulter ohne Schmerzen wieder erlangen.
Kehrt man anschließend in den eigenen Alltag zurück, können ältere Menschen in den ersten Wochen noch von der Verwendung einer Orthese profitieren. Sie begrenzt die Bewegung des Gelenks sanft, vermittelt ein Gefühl von größerer Stabilität und beugt auch auf diese Weise Rückfällen vor.